Erfahrungen mit Social Freezing
Sonja ist schon kurz nach der Gründung Teil unseres Fertilly-Teams geworden. Als Patientenbetreuerin für den deutschsprachigen Raum berät sie zu den Themen künstliche Befruchtung, Insemination und Social Freezing. Bereits mit einundzwanzig wurde bei ihr Endometriose diagnostiziert. Ihre eigene Erfahrung mit der Diagnose und mit Social Freezing lässt sie täglich in ihre Arbeit einfließen.
Erfahrungen mit Social Freezing: Interview mit Sonja
Wann hast Du angefangen, Dich mit Deiner Fruchtbarkeit auseinander zu setzen?
“Ich hatte von ganz klein auf immer einen Kinderwunsch, konkret wurde meine Fruchtbarkeit für mich mit der ersten Periodenblutung ein Thema.
Als ich 21 war, wurde bei mir eine Endometriose festgestellt und ich musste notoperiert werden. Spätestens seit diesem Punkt wurde das Thema “Fruchtbarkeit” für mich relevant. Social Freezing war seitdem immer ein Gedanke, der in mir aufkam, den ich aber wieder beiseite schob. Dabei hat aber auch immer schon die Angst mit eingespielt, wie es um meine Fruchtbarkeit steht.”
Aus welchem Grund hast Du Dich letztendlich für Social Freezing entschieden?
“Aufgrund der Endometriose bestand für mich die Gefahr der Unfruchtbarkeit, wenn meine Zyklen weiterhin auf natürliche Weise ablaufen. Deshalb war meine einzige Therapiemöglichkeit, die Pille durchgängig zu nehmen. Das hat auch eine Zeit lang gut geklappt.
Nachdem ich bei Fertilly anfing, wurde das Thema “Social Freezing” tagtäglich Bestandteil meiner Arbeit. Ich hatte zwar Angst, meine Pille abzusetzen, aber ich dachte mir auch, dass dies die perfekte Möglichkeit wäre, Social Freezing jetzt mit Ende 20 anzugehen, um eine realistische Erfolgschance zu haben und um mir die Sorge der Kinderlosigkeit ein Stück weit nehmen zu können.”
Wie lief der Prozess ab?
“Am Anfang war es ein ewiges Hin und Her. Ich schwankte zwischen großer Panik davor, die Pille abzusetzen und dem Entschluss, es ohne zu probieren. Letztendlich habe ich sie abgesetzt und auch relativ zeitnah das Erstgespräch in einer Kinderwunschklinik wahrgenommen. Dieses war jedoch sehr ernüchternd. Damals wurde mir gesagt, dass es fast unmöglich sei, Social Freezing durchzuführen, weil beim Ultraschall keine einzige Eizelle sichtbar war. Ich stünde damals kurz vor der Menopause und müsste meinen Kinderwunsch wenn dann jetzt angehen. Das passte jedoch damals so gar nicht in meine Lebensplanung. Ich hatte immer ein klassisches Bild vom Kinderkriegen im Kopf und wollte außerdem meine Lebensumstände passend haben, die aber nicht gegeben waren.”
„Ich konnte das erste Mal nachvollziehen, wie sich Frauen fühlen müssen, die den absoluten Kinderwunsch haben — es aber einfach nicht klappt.“
“Ich bin weinend rausgelaufen. Ich konnte das erste Mal nachvollziehen, wie sich Frauen fühlen müssen, die den absoluten Kinderwunsch haben, und es nicht klappt. Oder die das Gefühl haben ‘hätte ich das früher gemacht, dann vielleicht.’
Jedoch fand bei dem Erstgespräch auch eine Blutabnahme statt und ich habe ein paar Tage später erfahren, dass der Anti-Müller-Hormon-Wert , der Auskunft über die Eizellreserve gibt, im Bezug zum Ultraschallbild unverhältnismäßig hoch, also gut war. Daraufhin bekam ich die Aussage, man könne es gerne mit Social Freezing versuchen, aber man konnte mir nicht sagen, wie hoch meine Erfolgschancen letztendlich sein würden. Dennoch Ich dachte mir, ich wollte es auf jeden Fall probieren.
Im Juni 2021 startete ich dann meinen ersten und einzigen Durchlauf. Da habe ich schnell ein Ziehen bemerkt, das ich aber zuerst als Plazebo einschätzte. Der erste Kontroll-Ultraschall-Termin fiel sehr positiv aus: man sah schon ganz viele kleine Follikel. Ich wurde darauf vorbereitet, dass sich das zum Ende der Woche stark bemerkbar machen würde.
Ursprünglich waren zehn Tage Hormonstimulierung vor der Punktion, also der Entnahme der Eizellen, angesetzt. Zum Wochenende hin ging es mir dann sehr schlimm, was aber absolut nicht der Regelfall ist, was ich dazu sagen muss. Beim zweiten Termin für einen Kontroll-Ultraschall wurde festgestellt, dass die Follikel doch noch nicht so groß waren, sodass der Punktionstermin verschoben wurde. Das hat mich sehr belastet, auch wenn es da schon sehr erfolgversprechend aussah.
Am Tag der Entnahme der Eizellen war ich schließlich extrem aufgeregt. Von der Punktion selbst habe ich gar nichts mitbekommen. Als ich wach wurde, stand ich bereits unter Schmerzmitteln.
Dann habe ich die positive Nachricht bekommen, dass einige fruchtbare Eizellen entnommen werden konnten. Das hat mich total gefreut.“
Wie erging es Dir nach dem Eingriff?
„Es war wie ein Aufatmen, das erste Mal seit Jahren.“
“Ich habe mich darauf eingestellt, die Hormonstimulation deutlich zu spüren. Ich hatte ein paar körperliche Beschwerden aber psychisch ging es mir ganz normal. Nur als die Hormone abgesetzt wurden, hatte ich einen kleinen Abfall, der aber auch wieder vorbei ging.
Als ich das ganze Thema abschließen konnte, fühlte es sich zuerst total unrealistisch an, gerade weil ich mit nicht allzu großen Hoffnungen an die Behandlung herangegangen bin. Gleichzeitig war es eine riesen Erleichterung. Es war wie ein Aufatmen, das erste Mal seit Jahren. Dass ich die Entscheidung für ein Kind unabhängig äußerer Faktoren, welche ich nicht beeinflussen kann, treffen kann.”
Wie offen bist Du mit dem Thema in Deinem Familien- und Freundeskreis umgegangen?
„Im Kreis meiner Freunde bin ich mit der Behandlung komplett offen umgegangen. Ich finde es unfassbar wichtig, dass bei dem Thema mehr Transparenz herrscht. Da meine Freunde meine Leidensgeschichte kannten, haben sie sich unfassbar für mich gefreut.
In der Familie habe ich das teils teils angesprochen. Es wusste der größte Teil meiner Familie, der aber alles in Frage stellte, weil es für ihn selbstverständlich war, dass junge Frauen Kinder bekommen können. Aber niemand hat versucht, mich davon abzuhalten.“
Wie nimmst Du das Thema Social Freezing in unserer Gesellschaft wahr?
„Ich beobachte bei unseren Patientinnen, dass viele schon Mitte oder Ende Dreißig sind, was für Social Freezing schon ziemlich spät ist. Ich verstehe auch, dass das Thema eine Geldfrage ist, da es nicht günstig ist. Ansonsten ist das Thema viel zu wenig in der Gesellschaft diskutiert. Ich bin viel in den USA unterwegs, dort ist das Thema schon viel normalisierter und es wird offen damit umgegangen.“
Inwiefern hilft Dir Deine persönliche Erfahrung bei den Gesprächen mit Patientinnen und Patienten?
“Meine Behandlung war auch für meine Arbeit ein Wendepunkt. Natürlich konnte ich meine Patientinnen auch vorher schon sehr gut nachvollziehen und mich in ihre Lage versetzen. Aber jetzt verstehe ich sie noch besser.
Ich spreche mit meinen Patientinnen über meine eigene Erfahrung, wenn ich das Gefühl habe, dass es gerade passt oder wenn ich danach gefragt werde. Dann rede ich auch offen und gerne darüber. Ich kann mir vorstellen, dass es viel Vertrauen aufbaut, mit jemandem zu sprechen, der den Weg selbst gegangen ist.”
Was würdest Du einer Frau mitgeben wollen, die sich für Social Freezing entschieden hat?
“Es sollte bei jeder heranwachsenden Frau dazu zählen, die eigene Fruchtbarkeit untersuchen zu lassen”
„Definitiv ein Erstgespräch in einer Kinderwunschklinik wahrzunehmen, um den Stand der Fruchtbarkeit testen zu lassen. Die allermeisten Frauen lassen das erste Mal ihre Fruchtbarkeit untersuchen, wenn sie schon lange vergeblich versuchen schwanger zu werden. Oft ist dann jedoch nicht mehr viel an Hilfestellung möglich.
Man kann nur eine Entscheidung für oder gegen das Social Freezing treffen, wenn man darüber informiert ist und über die eigene Fruchtbarkeit Bescheid weiß. Den kennen die meisten Frauen aber nicht. Die Realität ist, dass auch Frauen in ihren Zwanzigern bereits in die Menopause kommen — selten, aber es kommt vor.
Ich würde mir wünschen, dass es bei jeder heranwachsenden Frau dazu zählt, die eigene Fruchtbarkeit untersuchen zu lassen. Nur so haben junge Frauen die Chance, eine Entscheidung für sich treffen zu können, anstatt sie automatisch abgenommen zu bekommen. Ich verstehe, dass der Geldfaktor für viele ein Knackpunkt ist. Aber es ist eine Investition in die Zukunft. In die eigene und in eine selbstbestimmte Zukunft.“
Über Fertilly
Wir bei Fertilly haben es uns zur Aufgabe gemacht, Paare (homo- und heterosexuell) und Singles auf dem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu begleiten. Dabei ist es uns wichtig Transparenz im Bereich der Angebote zum Thema Kinderwunsch zu schaffen, Informationen und Wissen zu den Themen Schwangerschaft und Fruchtbarkeit zu vermitteln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten passende Kinderwunschklinik zu finden. Durch Kooperationen mit erstklassigen Kinderwunschzentren in Deutschland und im Ausland werden Anfragen über Fertilly bevorzugt behandelt. Somit umgehen unsere Patientinnen und Patienten die sonst meist langen Wartezeiten und kommen schneller an ihr Ziel.
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