Pu­blished: 18. June 2021 | Up­dated: 19. De­cember 2023 Author: Jo­hanna Kohnen | Re­viewed by Chris­toph Müller-Gun­trum

Psy­cho­lo­gi­sche Fak­toren beim Kin­der­wunsch

Doch was ist wirk­lich dran am Zu­sam­men­hang zwi­schen Frucht­bar­keit und Psy­cho­lo­gi­schen Fak­toren?

Psy­cho­lo­gi­sche Fak­toren: Wenn der Kin­der­wunsch die Seele be­lastet

Wenn der Wunsch nach einem Kind (und im ersten Schritt nach einer Schwan­ger­schaft) Zy­klus für Zy­klus ent­täuscht wird, be­kommen Frauen und Paare oft den Rat, sich nicht zu sehr auf den Kin­der­wunsch zu ver­steifen. „Ent­spannt Euch, dann klappt es am ehesten“, ist ein ty­pi­scher Rat­schlag. Doch was ist wirk­lich dran am Zu­sam­men­hang zwi­schen Frucht­bar­keit und Psy­cho­lo­gi­schen Fak­toren?

Viele Paare trifft ein un­er­füllter Kin­der­wunsch recht un­er­wartet. Jahre lang hat man bei­spiels­weise strikt auf die Ver­hü­tung ge­achtet, sich auf die Suche nach dem rich­tigen Partner kon­zen­triert, an der Kar­riere ge­ar­beitet oder schlicht den rich­tigen Zeit­punkt ab­ge­wartet. Wenn dann die er­hoffte Schwan­ger­schaft auch nach län­gerer Zeit nicht ein­tritt, ge­raten die Paare oft­mals ins Strau­cheln. Mit jedem Zy­klus und jeder neuen Ent­täu­schung wachsen der Kin­der­wunsch und die Sehn­sucht nach einer Schwan­ger­schaft. Die un­ge­wollte Kin­der­lo­sig­keit wird dabei von den Paaren nicht selten als starke psy­chi­sche Be­las­tung wahr­ge­nommen.

 

Oft­mals ver­let­zend und wenig hilf­reich: Der Rat, sich ein­fach „zu ent­spannen“

Ein Teu­fels­kreis, der sich jeden Monat wie­der­holt: Der Ei­sprung wird be­rechnet, alles genau ge­plant und trotzdem tritt die Pe­riode ein. Viele Paare be­kommen von ihrem Um­feld dann den Rat, sich nicht auf den Kin­der­wunsch zu ver­steifen bzw. sich „ein­fach zu ent­spannen“. Die Rat­ge­benden sind sich al­ler­dings häufig nicht be­wusst, dass diese Worte und gut­ge­meinten Rat­schläge völlig kon­tra­pro­duk­tive Ge­fühle aus­lösen können. Denn viele Paare haben be­reits meh­rere Mo­nate (in man­chen Fällen Jahre) hinter sich, in wel­chen sie nicht ver­hütet haben. Meist be­ginnt dies ohne Stress oder Ge­danken, dass es Schwie­rig­keiten mit dem ei­genen Le­bens­ent­wurf geben könnte. Doch ab einem ge­wissen Punkt kippt diese Leich­tig­keit: Die Paare fangen an, sich Sorgen zu ma­chen, sich selbst unter Druck zu setzen, und die ei­gene Bio­logie oder gar die Part­ner­schaft in Frage zu stellen.

junger Mann traurig

Haben Paare mit un­er­fülltem Kin­der­wunsch eine an­dere Psyche?

Häufig hört man von Er­zäh­lungen, dass, so­bald Paare von ihrem Kin­der­wunsch Ab­stand nehmen oder be­reits eine erste Schwan­ger­schaft ein­ge­treten und keine wei­tere aktiv ge­plant ist, es plötz­lich klappt. Be­ein­flussen psy­cho­lo­gi­sche Fak­toren der Paare den Kin­der­wunsch?

Die Frage, ob ein mög­li­cher Zu­sam­men­hang zwi­schen psy­chi­schen Fak­toren und Frucht­bar­keit be­zie­hungs­weise Un­frucht­bar­keit exis­tiert, ist seit ei­niger Zeit Ge­gen­stand di­verser wis­sen­schaft­li­chen For­schungen.

Der Hei­del­berger Psy­cho­loge, Psy­cho­the­ra­peut und Psy­cho­ana­ly­tiker Dr. Tewes Wisch­mann un­ter­sucht dieses Thema bei­spiels­weise in seinen Ar­beiten [1]. Darin be­schreibt er die simple Auf­fas­sung, dass psy­cho­lo­gi­sche Fak­toren und Un­frucht­bar­keit in einem di­rekten Zu­sam­men­hang stehen, al­ler­dings als un­zu­rei­chend [2]. Nach heu­tigem wis­sen­schaft­li­chem Kennt­nis­stand sind Paare mit un­er­fülltem Kin­der­wunsch aus psy­cho­lo­gi­scher Sicht zu­nächst einmal weit­ge­hend un­auf­fällig und psy­cho­lo­gisch ähn­lich zu Paaren ohne Frucht­bar­keits­stö­rung [3].

Die Bonner Pro­fes­sorin für gy­nä­ko­lo­gi­sche Psy­cho­so­matik, Dr. Anke Rohde, be­tont wei­terhin, dass Kin­der­wunsch­pa­ti­enten mit Emp­fäng­nis­schwie­rig­keiten auch nicht per se neu­ro­ti­scher sind als an­dere, son­dern nichts an­deres als einen “Aus­schnitt aus der Nor­mal­be­völ­ke­rung” dar­stellen — ohne Auf­fäl­lig­keiten, was ihre Per­sön­lich­keit, Part­ner­schaft oder ihre Ein­stel­lung zur Se­xua­lität be­trifft [4]

 

Die Aus­wir­kungen von Stress auf den Hor­mon­haus­halt

Wie so häufig gilt es auch hier, Ur­sache und Wir­kung aus­ein­ander zu halten. Wenn Kin­der­wunsch­pa­ti­enten unter Stress und An­span­nung leiden (und viel­leicht de­pres­siver als ihre Mit­men­schen sind), so ist dies im ersten Schritt nicht die Ur­sache, son­dern oft­mals die Folge des un­er­füllten Kin­der­wun­sches. Die psy­chi­sche Be­las­tung um den un­er­füllten Kin­der­wunsch kann für Paare häufig zur Le­bens­krise werden, so Tewes Wisch­mann über die Er­geb­nisse der Studie “Hei­del­berger Kin­der­wunsch-Sprech­stunde” [5].

Nach Tewes Wisch­mann gilt es als wis­sen­schaft­lich er­wiesen, dass starker psy­chi­scher Stress so­wohl bei Frauen als auch bei Män­nern zu deut­li­chen Stö­rungen des Hor­mon­haus­halts führen können. Dieser Stress kann aus ganz ver­schie­denen Quellen kommen, bei­spiels­weise aus dem pri­vaten Um­feld, oder eben aus dem Druck heraus, dass es „nun end­lich klappen muss mit dem Kin­der­wunsch“ und ggf. einer damit ver­bunden Part­ner­schafts­krise. Aber auch an­dere Quellen spielen eine Rolle: Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigt bei­spiels­weise, dass Frauen, die über 32 Stunden die Woche ar­beiten, deut­lich länger bis zum Zeit­punkt der Emp­fängnis brau­chen, als Frauen, die eine wö­chent­liche Ar­beits­zeit von 16 – 32 Stunden hatten [6]. Und auch bei Män­nern führen Stress im Beruf, So­zi­al­leben und im per­sön­li­chen Um­feld zu ge­rin­gerer Sper­mi­en­an­zahl, ‑kon­zen­tra­tion, Moti­lität und sogar zu ver­schlech­terter Mor­pho­logie[7].

Frau schwarz weiß

Eine hohe Kon­zen­tra­tion an Stress­hor­monen kann die Chancen einer Emp­fängnis um bis zu 30% ver­min­dern

Auch Courtney Den­ning-Johnson Lynch von der Ohio State Uni­ver­sity in Co­lumbus be­weist in ihrer Studie, dass ein hoher Stress­faktor die Emp­fängnis er­schwert oder sogar ver­hin­dern kann. Laut den Er­geb­nissen sorgt eine hohe Kon­zen­tra­tion an Stress­hor­monen im Blut für eine bis zu 30% ver­min­derte Chance einer Emp­fängnis [8]. Dies lässt sich evo­lu­ti­ons­bio­lo­gisch darauf zu­rück­führen, dass es in frü­heren Zeiten po­ten­tiell sinn­voll war, keine Kinder wäh­rend be­las­tenden und un­ru­higen Zeiten zu emp­fangen.

Auch wenn die Le­bens­si­tua­tionen (und damit ver­bun­dene St­res­soren) höchst in­di­vi­duell sind: Je mehr Du es schaffst, Stress zu re­du­zieren, desto mehr wird der Hor­mon­haus­halt beim Kin­der­wunsch be­güns­tigt, was wie­derum den Ein­tritt einer Schwan­ger­schaft wahr­schein­li­cher macht [9].

Weiter sollten Paare mit Kin­der­wunsch an erster Stelle ihre Er­war­tungs­hal­tung und Leis­tungs­druck ge­gen­über sich selbst mä­ßigen. Tut was Euch gut tut! Gehe aus, kon­zen­triert Euch auf die po­si­tiven Dinge im Leben. Treibt Sport zum Aus­gleich und schlaft mit­ein­ander so oft Ihr wollt – nicht nur wäh­rend der frucht­baren Tage. Denn häu­figer Ge­schlechts­ver­kehr för­dert die Emp­fängnis wie eine Studie der In­diana Uni­ver­sity of Bloo­mington be­weist. Frauen, die oft Sex haben, be­ein­flussen damit ihr Im­mun­system, was den Sper­mien hilft die Im­mun­ab­wehr der Frau zu über­winden und eine Ei­zelle zu be­fruchten [10].

Über Fer­tilly

Wir bei Fer­tilly haben es uns zur Auf­gabe ge­macht, Paare (homo- und he­te­ro­se­xuell) und Sin­gles auf dem Weg zur Er­fül­lung ihres Kin­der­wun­sches zu be­gleiten. Dabei ist es uns wichtig Trans­pa­renz im Be­reich der An­ge­bote zum Thema Kin­der­wunsch zu schaffen, In­for­ma­tionen und Wissen zu den Themen Schwan­ger­schaft und Frucht­bar­keit zu ver­mit­teln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten pas­sende Kin­der­wunsch­klinik zu finden. Durch Ko­ope­ra­tionen mit erst­klas­sigen Kin­der­wunsch­zen­tren in Deutsch­land und im Aus­land werden An­fragen über Fer­tilly be­vor­zugt be­han­delt. Somit um­gehen un­sere Pa­ti­en­tinnen und Pa­ti­enten die sonst meist langen War­te­zeiten und kommen schneller an ihr Ziel.

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Quellen:

1. Stammer, H., Wisch­mann, T., Verres, R. (2004): Paar­be­ra­tung und — the­rapie bei un­er­fülltem Kin­der­wunsch. Hog­refe, Göt­tingen.
2. Wisch­mann, T., Stammer, H. (2010): Der Traum vom ei­genen Kind. Psy­cho­lo­gi­sche Hilfen bei un­er­fülltem Kin­der­wunsch. Kohl­hammer, Stutt­gart.
3. Ken­te­nich, H., Wisch­mann, T., Stöbel-Richter, Y. (2013): Fer­ti­li­täts­stö­rungen — Psy­cho­so­ma­tisch ori­en­tierte Dia­gnostik und The­rapie. Leit­linie und Quel­len­text — 1.Revision. Psy­cho­so­zial Verlag, Göt­tingen.
4. Rohde (2001). Zur psy­chi­schen Si­tua­tion un­ge­wollt kin­der­loser Paare. In W. Ft­he­n­atkis & M. Textor (Hrsg.), On­line-Fa­mi­li­en­hand­buch. Mün­chen: Staats­in­stitut für Früh­päd­agogik.
5. Wisch­mann T., (1998): Hei­del­berger Kin­der­wunsch-Sprech­stunde. Eine Studie zu psy­cho­so­zialen Aspekten un­ge­wollter Kin­der­lo­sig­keit. Verlag Peter Lang, Frankfurt/Main.
6. Mut­s­aerts MA, Groen H, Hui­ting HG, Ku­chen­be­cker WK, Sauer PJ, Land JA, Stolk RP, Hoek A. The in­fluence of ma­te­rnal and pa­ternal fac­tors on time to pregnancy–a dutch po­pu­la­tion-based birth-co­hort study: the GECKO drenthe study. Hum Re­prod. 2012;27:583–593. doi: 10.1093/humrep/der429.
7. Li Y, Lin H, Li Y, Cao J. As­so­cia­tion bet­ween socio-psycho-be­ha­vi­oral fac­tors and male semen qua­lity: Sys­te­matic re­view and meta-ana­lyses. Fertil Steril. 2011;95:116–123. doi: 10.1016/j.fertnstert.2010.06.031.
8. Lynch, C.D., Sun­daram, R., Maisog, J.M., Sweenez, A.M., Buck Louis, G.M. (2014): Pre­con­cep­tion stress in­creases the risk of in­fer­ti­lity: Re­sults from a couple-based pro­s­pec­tive co­hort study-the LIFE study. Human Re­pro­duc­tion, Vol.29, No.5 pp. 1067– 1075, 2014.
9. In­stitut für De­mo­skopie Al­lens­bach (2007): Al­lens­ba­cher Be­richt 11/2007 Un­frei­wil­lige Kin­der­lo­sig­keit Pook, M./Tuschen-Caffier B./Krause et al. (2000): Psy­chi­sche Ge­sund­heit und Part­ner­schafts­qua­lität idio­pa­thi­scher in­fer­tiler Paare. In: Brähler, E./Felder, H./Strauß, B. (Hrsg.): Frucht­bar­keits­stö­rungen. Jahr­buch der Me­di­zi­ni­schen Psy­cho­logie 17: 262–271.
10. Lo­renz TK, Heiman JR, Demas GE. In­ter­ac­tion of mens­trual cycle phase and se­xual ac­ti­vity pre­dicts mu­cosal and sys­temic hu­moral im­mu­nity in he­althy women. Phy­siol Behav. 2015;152(Part A):92–98.